Nach Fast-Genickbruch – Schwimmen im Aquarium

by zanzi-kay posted 16. September 2013 category Allgemein

Nach dem Delfin- und Muezzintreffen und dem aufreibenden Poolspektakel am Vortag, stand heute Ausschlafen auf dem Programm. Das zumindest wäre die deutsche und eher werkstägige Lesart. Auf Sansibar und im Urlaub wird schon ein Termin um 8:00 Uhr argwöhnisch beäugt und mehrfach auf seine Urlaubskompatibilität geprüft. In diesem Fall haben wir uns aber durchgerungen, diesen wahrzunehmen; schließlich ging es an die zweitbeste Stelle der Insel Schnorcheln.

Rein ins Taxi, noch mal kurz abschalten, die alltäglichen Fast-Crashes in den Hintergrund drängend, die Titel aus dem Radio schon kennend, strebten wir dem unbekannten Ziel im Norden der Insel entgegen. Nur das plötzlich auftretende Schlingern des Fahrzeugs war ungewohnt, oder? Der Taxifahrer steuerte ruhig an den linken Straßenrand und inspizierte den Schaden. Rechts hinten war der Reifen geplatzt; nicht die Seite, auf der Gunnar oder ich gesessen haben, und wir machen unsere Witze. Was bei uns eine mittlere, durch viele Unmutsäußerungen und begleitete Bemerkungen, Katastrophe wäre, nahm unser Fahrer mit stoischer Gelassenheit. Einfach den Ersatzreifen rausholen, die zur Hilfe kommenden Einheimischen einweisen und los! Nach wenigen Minuten war der Schaden behoben.

Im nächsten Ort wurde noch schnell ein neuer Schlauch in den alten Reifen eingezogen. Innerhalb der Wartezeit von 20 Minuten konnten wir uns von den fußballerischen Fähigkeiten der ansässigen Jugend überzeugen. Der Ball; ein aus Schaumstoffkern, Gummimatte und Leinenschnüren entstandener und daher nicht ganz ebenmäßiger Klumpen; war nicht einfach zu beherrschen. Davon konnte ich mich selbst überzeugen, als ich mitzuspielen VERSUCHTE. Nach wenigen Augenblicken war mir die Sinnlosigkeit meines Unterfangens bewusst geworden und ich meine auch das ein oder andere mitleidige, aber wohlwollende Lächeln auf den Gesichtern meiner Mitspieler erahnt zu haben. Egal, ich trag es wie ein Mann!

Weiter ging die Fahrt, um Captain Mwasi aus seinem Dorf abzuholen. Ein kleines Stück auf der Straße zurück und das Abenteuer begann! Keinerlei Asphalt markierte die Straße. Stattdessen leuchtender Sand, der sich bei leisester Berührung in eine Staubwolke zu verwandeln schien. Das erschwerte zum Teil die Sicht nach vorn, wodurch die immer wieder aus dem Boden ragenden Steine und Felsen verschleiert wurden. Doof, dass sich diese nicht ignorieren lassen wollten und ihrerseits durch mehr oder WENIGER dezentes Kratzen an der Unterseite des Fahrzeugs auf sich aufmerksam machten. Die ebenfalls unsichtbaren Schlaglöcher machten es unmöglich, sich auf Schläge vorzubereiten und ein Genickbruch durch Autofahren ohne Crash war sehr wahrscheinlich. Durch ein Wunder oder das Können unseres Fahrers überlebten wider Erwarten alle Passagiere. Ich bin mir noch immer unsicher, wovor wir mehr Ehrfurcht haben sollten!

Danach konnten wir bewundern, wie Captain Mwasi das Geld von unserem Fahrer erhielt und uns an Captain PolePole übergab, ohne dass erkennbar Geld geflossen wäre.

Wir ließen den großen Markus an Land zurück, wo er sich der lokalen Flora und Fauna übergeben konnte. Wir strebten unserem Ziel, der Insel Mnemba entgegen. Betreten ist nicht gestattet, da der amerikanische Besitzer das nicht möchte, aber die Gewässer darum sind frei zugänglich. So konnten wir nach 20 min, an diesem Abschnitt des Atolls völlig einsam ins Aquarium eintauchen.

Die Kurzversion der Eindrücke ist: Viele Fische, viele Farben, geringe Tiefe und schlichtweg gigantisch; kein Anblick, den man gern mit anderen teilt. Umso enttäuschender war, dass wir uns beim Wiederauftauchen mit ca. 50 Schnorchlern konfrontiert sahen. Sah irgendwie witzig aus, da es an eine Robbenkollonie erinnerte, war aber gleichermaßen störend. Während wir in Artenvielfalt und Farben geschwelgt haben, war ein Touristenboot gekommen und hatte seine Fracht ins Meer gekippt. Schnell weg dort also!

Auf dem Weg zum nächsten Ankerpunkt erspähte Eagle-Eye-Gunnar die Finnen von Delfinen. Das war wegen der geringen Tiefe des Wassers vollkommen unvorhergesehen und daher umso willkommener. Der Captain nahm Kurs auf die Tiere und nach kurzer Fahrt und dem nun schon gewohnten rückwärtigen Sturz ins Wasser konnten wir mega-relaxte Delfine bestaunen; sehr majestätisch, jeder des anderen Finne schützend, glitten sie unter uns dahin. Irgendwie erinnerte es mich an das Cruisen mit einem Motorrad – langsam, völlig entspannt und wenn irgendetwas lästig wird, kann man Gas geben. Das taten sie letzten Endes auch und wir steuerten den letzten Ankerpunkt an; diesmal näher am Außenriff.

Auch hier wieder eine Flut an Fischen, Farben, Korallen, etc. Die unter mir tauchenden Scooba Divers ließen sich trotz all meiner Bemühungen nicht davon überzeugen, dass ich tiefer tauchen könne. Letzten Endes musste ich einsehen, dass sie den längeren Atem (auf dem Rücken) hatten. Egal; der Tag war auch so geil genug und wir beendeten unseren Einsatz.

Nachdem Markus wieder ins Team aufgenommen wurde, strebten wir über die Genickbruch-Straße dem letzten Ziel des heutigen Tages entgegen; der Dhow-Werft in Nungwi, Nord-Sansibar, zu. Auf diesem Weg sahen wir Myriaden an fröhlichen Kindern, die aus de r Schule kommend, ihren Heimatdörfern zustrebten. Viel Staub, Hitze, Genickbruchgefahr und lachende Kinder. Toll, schöner geht’s nimmer!

Die Werft war lehrreich: Das Erschaffen eines Dhow dauert zwei Monate, mehrere Leute arbeiten daran und die Räume zwischen den Planken werden mit in Kokusnussöl getränkter Baumwolle gefüllt.

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Wie gesagt, sehr lehrreich und nebenbei fanden wir auch noch mehrere Spinnennetze mit handtellergroßen Spinnen; sehr ekelig!

Die Fahrt zurück zum Hotel war durch einen Höhepunkt geprägt: dem kühlen Bier danach.

In der Retrospektive kann man sagen, dass wir in uns Deutschland eine Menge von der Gelassenheit und der Lebensfreude der Sansibari abschauen können. Das würde so manch Magengeschwür oder manchen Herzinfarkt vermeiden und das Leben wäre so viel angenehmer.

Hakuna Matata!

2 Responses to Nach Fast-Genickbruch – Schwimmen im Aquarium

  1. Gott sei Dank gibts hier keine Gondeln aber dafür Massai, die aussehen wie geschnitzt. Die lassen wir aber besser hier.

  2. Jambo! Lasst Euch von den Taxlern Quittungen geben, kann man alles beim Finanzamt Mombasa-Süd einreichen. Und bringt bitte keine Schnitzfiguren mit, das ist schlimmer als Leuchtgondeln aus Venedig! Viel Spaß, Surisana!

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